Montag, 18. März 2013

Alptraum aus Baumwolle

Am Wochenende habe ich an einem Workshop zum Thema "Cotton Crimes" teilgenommen. Als Länderbeispiel diente Usbekistan. Das Land in Zentralasien gehört neben den USA und China zu den wichtigsten Produzenten von Baumwolle, welche in staatlicher Hand liegt. Den UN-Konventionen widersprechend beruht die Baumwollproduktion des Landes auf Zwangs- und Kinderarbeit. Neben Kindern sind es vor allem Studenten aber auch Erwachsene, die jährlich im Herbst auf den Feldern zur Ernte gezwungen werden. Die Arbeitszeiten und der Lohn sind entsetzlich.





Die Menschenrechtlerin und Gründerin des usbekisch deutschen Forums für Menschenrechte (UGF) Umida Nijasowa sprach mit uns am Wochenende über die Situation in Usbekistan sowie über die Stellung Deutschlands. 
Umida begab sich nach den Ereignissen vom 13. Mai 2005, bei dem usbekische Regierungstruppen das Feuer eröffneten und hunderte Demonstranten ums Leben kamen nach Usbekistan um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Bevor sie das Land verlassen konnte wurde sie festgehalten und aufgrund  des schmuggeln von angeblich "verfassungsfeindliches Material"  ins Gefängnis gebracht.  Der Fall war juristisch aussichtslos, nach vier Monaten wurde Umida jedoch aufgrund von internationalen Druck entlassen. Heute lebt sie als Ayslbewerberin in Deutschland und leitet das UGF.
Deutschlands Rolle in dem Fall ist prekär: Zum einen wurde sich für die Freilassung Umida's eingesetzt und es wurden Sanktionen erlassen, gleichzeitig spricht das Auswärtige Amt von "engen und Vertrauensvollen Beziehungen". Usbekistan ist als Nachbarland von Afghanistan von strategischer Relevanz und so werden die bilateralen Beziehungen gefördert um einen Bundeswehrstützpunkt halten zu können auch wenn bekannt ist, das Kinder-und Zwangsarbeit zur staatlichen Bereicherung eingesetzt wird.

Der Fall zeigt deutlich die Verstrickungen von Politik und Wirtschaft und so wird der Slogan von UGF zur traurigen Wahrheit: Cotton is not a plant it's politics!
Auf der Seite des Usbekisch-deutsches Forum für Menschenrechte findet ihr noch viele weitere Information und Videos zum Thema.



Der Vortrag bot auch Raum zur Vorstellung des European Center for Constitutional Human Rights  kurz ECCHR, einer Menschenrechtsorganisation die sich mit juristischen Mittel für die Einhaltung der Menschenrechtskonventionen stark macht.

Ein spannendes und informatives Interview zum Thema mit Umida findet ihr auch bei Scharf Links.


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